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Heilige Messe |
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Die heilige Messe. Messelesender Pfarrer
vor der Kirche auf einer Straße
in der Wiener Innenstadt.Bild: Heydecker, Joe J.; 1992.
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ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung |
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Heilige Messe ist der in der römisch-katholischen und von
ihr abstammenden katholischen Kirchen gebräuchliche Name für den wichtigsten
Gottesdienst. Die heilige Messe besteht aus zwei Hauptteilen: der „Liturgie
des Wortes“ (Wortgottesdienst) und der „eucharistischen Liturgie“. Diese
beiden sind eng verbunden und bilden eine gottesdienstliche Einheit; sie
werden von Eröffnungs- und Abschlussriten eingerahmt. Das Wort Messe leitet
sich von der Entlassung der lateinischen Liturgie „Ite, missa est!“, „Gehet
hin in Frieden“, wörtlich „Geht hin, es ist die Aussendung!“ ab. Die heilige
Messe gehört mit dem Stundengebet und der Spendung der anderen Sakramente
und Sakramentalien zur Liturgie der Kirche, im Gegensatz zu Formen der
Volksfrömmigkeit und den sogenannten frommen Übungen.
Weitere Bezeichnungen sind Messfeier, Feier der Eucharistie,
Eucharistiefeier, Herrenmahl oder Messopfer. Eucharistie ist ein sehr alter
Begriff und kann seit der Zeit der Apostolischen Schriften die gesamte
Messfeier oder auch nur ihren zweiten Teil, die heute so genannte
„eucharistische Liturgie“ sowie die dargebrachten eucharistischen Gaben von
Brot und Wein bezeichnen. In den Ostkirchen wird die heilige Messe als
Göttliche oder Heilige Liturgie oder als Mysterienfeier bezeichnet. |
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Weltweihnachtsfeier der Jugend:
Gottesdienst in der
Pfarrkirche Oberndorf, Salzburg; 1952.
United States Information Service (USIS)
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ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung |
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Im neutestamentlichen Sprachgebrauch und in den ersten
judenchristlichen Gemeinden war mit Brotbrechen die frühe Form der
Eucharistiefeier gemeint (Apg 2,42.46 EU). Der Begriff konnte sich in der
frühen Kirche jedoch nicht durchsetzen. Ebenfalls auf das Neue Testament
geht das Wort Herrenmahl (lat. dominica cena) zurück (1 Kor 11,20 EU), das
vom Zweiten Vatikanischen Konzil wieder aufgegriffen wurde. Verwandt ist
auch der Begriff Tisch des Herrn (τράπεζα κυρίου, 1 Kor 10,21 EU). Das Wort
missa bezeichnete im Spätlateinischen „Entlassung, Verabschiedung“ (von
lateinisch mittere „schicken, senden“). Es war auch im profanen Bereich als
Ausdruck für die Verabschiedung nach einer Audienz oder Versammlung üblich,
wurde ab dem Ende des 4. Jahrhunderts als Bezeichnung für die gesamte
liturgische Feier der Eucharistie gebräuchlich und hat im Lateinischen und
in den meisten abendländischen Sprachen andere Bezeichnungen verdrängt. Seit
dem Zweiten Vatikanischen Konzil spricht man üblicherweise davon, dass der
Priester oder Bischof die heilige Messe zelebriert oder feiert. In Bezug auf
die Teilnahme der Gläubigen („Volk“ oder „Gemeinde“ genannt) sind
allgemeinsprachliche Ausdrucksweisen die Messe mitfeiern, zur Messe gehen,
die Messe besuchen oder in der Messe (gewesen) sein. Vorher waren die
Formulierungen die Messe lesen (Zelebrant) bzw. die Messe hören (Volk) sehr
verbreitet. Nach wie vor wird für die Feier einer Messe durch den
Zelebranten auch die Ausdrucksweise eine Messe halten verwendet. Das
Messopfer darbringen betont den Opfercharakter der Eucharistiefeier. |
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In den meisten christlichen Konfessionen ist die Feier
der Eucharistie
bzw. des Abendmahls ein Sakrament.
„Als Werk Christi und des hierarchisch gegliederten Volkes Gottes ist die
Feier der heiligen Messe für die Welt- und Ortskirche wie auch für jeden
einzelnen Gläubigen Mitte des ganzen christlichen Lebens In ihr findet das
Wirken Gottes seinen Höhepunkt, durch das er in Christus die Welt heiligt,
aber auch der Kult, den die Menschen dem Vater erweisen, indem sie ihn durch
Christus, seinen Sohn, verherrlichen.“
Nach katholischem Verständnis ist die Eucharistiefeier eine Erinnerung an
das letzte Abendmahl Jesu und zugleich das vergegenwärtigende Gedächtnis
seines Kreuzestodes, daher auch Messopfer genannt, und seiner Auferstehung.
Die Bedeutung der heiligen Messe für das Leben der Kirche und des einzelnen
wird in folgenden Aspekten zum Ausdruck gebracht: |
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Gedächtnis des Pascha-Mysteriums
Jesus hat beim letzten Abendmahl das eucharistische Opfer gestiftet, „um
dadurch das Opfer des Kreuzes durch die Zeiten hindurch bis zu seiner
Wiederkunft fortdauern zu lassen und so der Kirche eine Gedächtnisfeier
seines Todes und seiner Auferstehung anzuvertrauen“. |
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Gegenwart Christi und seines Heilswerkes:
„In der Messfeier ist Christus wirklich gegenwärtig in der Gemeinde,
die sich in seinem Namen versammelt, in der Person des Amtsträgers, in
seinem Wort sowie wesenhaft und fortdauernd unter den eucharistischen
Gestalten.“ |
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Opfer der Kirche:
Das Opfer Jesu Christi am Kreuz ist ein und dasselbe wie seine sakramentale
Vergegenwärtigung in der Messe. Subjekt der Eucharistie ist die zur Feier
der Eucharistie versammelte Altargemeinschaft zusammen mit dem Priester, der
ihr vorsteht. Die Eucharistiefeier ist ein Handeln der gesamten Kirche;
diese ist „das Volk, das für das Heilsmysterium durch Christus dankt,
indem es sein Opfer darbringt, und das durch die Teilnahme am Leib und Blut
Christi zu einer Gemeinschaft wird.“ |
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Eucharistisches Mahl:
Die heilige Messe ist neben ihrem Opfercharakter aufgrund ihres
Ursprungs auch „Herrenmahl“ und „Ostermahl“, „in dem Christus
genossen, das Herz mit Gnade erfüllt und uns das Unterpfand der künftigen
Herrlichkeit gegeben wird“. |
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Wegen der unterschiedlichen Auffassung über die Bedeutung
der Feier und des Priestertums ist zurzeit eine Interkommunion und
Interzelebration unter den christlichen Konfessionen nur teilweise möglich.
Für Katholiken ist die Teilnahme an der sonntäglichen heiligen Messe
verpflichtend (Sonntagsgebot). Es kann Gründe geben, die von der Teilnahme
entschuldigen. |
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Katholiken-Tag 1952, Messe auf dem
Heldenplatz,
Blick auf den Altar und das Kreuz, Priester und Ministranten.
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Die Liturgie der heiligen Messe weist die zweiteilige
Grundform aus Wortgottesdienst und Eucharistiefeier auf, die über die
Jahrhunderte hinweg gleich geblieben ist und auch in anderen christlichen
Kirchen verankert ist. Die genaue Abfolge der regelmäßigen Gebete und
Gesänge änderte sich jedoch im Lauf der Zeit, was eine gewisse Vielfalt der
Riten hervorbrachte. Die schriftliche Überlieferung der Riten geht bis in
die Antike zurück. Einer der ältesten Riten ist der des Hippolyt (= Traditio
Apostolica). Der Ablauf ist auch durch die Schriften des Kirchenlehrers
Augustinus überliefert. Hierbei betete der Priester, von Ausnahmen, etwa
Segensgebeten, abgesehen, in Richtung Osten, die Gläubigen häufig
gleichfalls, hingegen dort, wo wie in Rom die Kirchen mit dem Eingang, nicht
der Apsis, nach Osten ausgerichtet waren, nach Westen, zum Altar hin. Den
Ablauf der heiligen Messe beschreibt die Messordnung, Ordo missae genannt,
zusammen mit der Allgemeinen Einführung ins Messbuch. Die Messtexte werden
allgemein eingeteilt in gleichbleibende Teile – das Ordinarium – sowie die
an den einzelnen Tagen unterschiedlichen Teile, darunter vor allem die
biblischen Lesungen – das Proprium. Da sich der Ablauf der heiligen Messe in
den einzelnen Riten unterscheidet, wird er jeweils dort beschrieben. Das
Zweite Vatikanische Konzil sah „die liturgischen Riten auf gemeinschaftliche
Feier mit Beteiligung und tätiger Teilnahme der Gläubigen angelegt“ und
bestimmte, „dass die Feier in Gemeinschaft der vom Einzelnen gleichsam
privat vollzogenen vorzuziehen ist.“ Seit der Liturgiereform dieses Konzils
ist die Grundform der heiligen Messe die „Gemeindemesse“ (Missa cum populo).
Die Verwendung von Weihrauch, festlichen Gewändern, edlen liturgischen
Geräten, Musik und Gesang verdeutlichen die Würde und Feierlichkeit des
Gottesdienstes. |
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Befreiungsfeier in Wien.
Dankgottesdienst in der Kirche am Hof,
den Kardinal Innitzer hielt; 1946.
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ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung |
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Besonders festliche Messen werden als Hochamt oder
Festamt bezeichnet. Heilige Messen in den Kathedralkirchen mit dem
Domkapitel heißen Kapitelsamt. Pontifikalämter sind feierliche Messen, die
von einem Bischof oder einem Abt zelebriert werden. Messfeiern für
Verstorbene (Requiem) heißen Totenmessen, örtlich auch Seelenamt. Die
wöchentliche Hauptmesse einer Pfarrgemeinde wird Pfarrgottesdienst oder
Pfarrmesse genannt. Mehrere Priester können gemeinsam eine heilige Messe in
Konzelebration feiern. Für einen detaillierten Überblick über den Ablauf der
heiligen Messe vgl. Römischer Ritus und Gemeindemesse. Da die Kirche
wünscht, dass jeder Priester täglich die heilige Messe feiert, sind aus
gerechtem und vernünftigen Grund auch Privatmessen erlaubt, die ein Priester
sine populo, also ohne Anwesenheit wenigstens eines Altardieners oder einer
anderen Person, zelebriert. Der Ablauf einer Privatmesse ist im Wesentlichen
derselbe wie der Messe cum populo, es entfallen die Begrüßung und Entlassung
des Volkes und die Homilie. Im Mittelalter war die Messe sine populo
wesentlich verbreiteter, vor allem im Zusammenhang mit Altarstiftungen. |
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Messe mit Ignaz Seipel in der Kapelle in
Schönbrunn; 1923.
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ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung |
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In der römisch-katholischen Kirche ist besonders der
römische Ritus verbreitet, der seit der nachkonziliaren Liturgiereform nicht
nur in lateinischer, sondern überwiegend in der jeweiligen Landessprache
gefeiert wird. Er geht zurück auf die altkirchliche Liturgie der Stadt Rom
nach Ablösung der griechischen durch die lateinische Sprache.
Als Römischer Ritus wird die seit der Spätantike in Rom gefeierte heilige
Messe in der römisch-katholischen Kirche bezeichnet. Ebenfalls als römisch
wird auch das zugehörige Messbuch bezeichnet, im Lateinischen als Missale
Romanum. Der Römische Ritus der Messfeier ist im Missale Romanum und daneben
im Codex Iuris Canonici, Buch IV Teil I, Titel III „Heiligste Eucharistie“ (can.
897 bis can. 933) sowie im Brief Summorum Pontificum Papst Benedikts XVI.
vom 7. Juli 2007 liturgie- und kirchenrechtlich geregelt. |
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Messordnung |
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Die Römische Liturgie kennt eine verbindliche Messordnung (Ordo Missae),
allerdings seit dem Inkrafttreten des oben genannten päpstlichen Briefes am
14. September 2007 mit zwei Formen, der ordentlichen und der
außerordentlichen Form. Jene gestattet gewisse Abwandlungen, vor allem im
Hinblick auf Zahl und Situation der Teilnehmer (etwa Gruppenmessen,
Messfeiern mit Kindern). Hinsichtlich der Texte bleibt das Ordinarium Missae
an allen Tagen des Kirchenjahres gleich oder hat nur wenige Auswahltexte.
Neben dem zentralen eucharistischen Hochgebet, für das es mehrere Formulare
und eine große Anzahl von Präfationen gibt, sind dies: Kyrie und Gloria (nur
an bestimmten Tagen) in der Eröffnung, das Credo nach den Schriftlesungen,
das Sanctus im Hochgebet, das Vaterunser und das Agnus Dei beim Brotbrechen. |
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Kardinal König bei der Messe, die
Kirchenbesucher von hinten; 1960.
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ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung |
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Die biblischen Lesungen mit Antwortpsalm und Ruf vor dem Evangelium sowie
die Begleitgesänge zu den Prozessionen der Messfeier (Introitus, Offertorium
und Communio) wechseln von Tag zu Tag. Diese Eigentexte nennt man daher
„Proprium Missae“. Heute wird die heilige Messe meist in der jeweiligen
Volkssprache gefeiert. Die heilige Messe kann jedoch grundsätzlich immer
auch auf Latein gefeiert werden, meist wird jedoch Latein an bestimmten
Sonntagen oder Festen, bei Gottesdiensten mit vielen internationalen
Teilnehmern, zu besonderen Anlässen oder in bestimmten Gruppen benutzt. Seit
der Liturgiereform infolge des Vaticanum II steht der Bischof oder Priester
meist nicht mehr in gemeinsamer Ausrichtung mit der Gemeinde am Altar,
sondern der Gemeinde zugewandt (versus populum). Meist ist Gesang der
Gemeinde, Orgelspiel oder auch Chorgesang und gelegentlich Orchestermusik
Bestandteil der Messfeier. Auch können Bischof, Priester, Diakon oder Lektor
die ihnen zukommenden Teile der Liturgie singen. Nicht nur die Kleriker,
sondern auch Ministranten, Lektoren, die Mitglieder von Kirchenchören und
Kommentatoren vollziehen „einen wahrhaft liturgischen Dienst“. |
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Der Aufbau der sonntäglichen Messfeier |
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Eröffnung |
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Einzug − Gesang
Kreuzzeichen
Liturgischer Gruß, ggf. Einführung
Allgemeines Schuldbekenntnis oder Taufgedächtnis
Kyrie
Gloria
Tagesgebet |
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Wortgottesdienst („Liturgie des Wortes“) |
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Erste Lesung
Antwortpsalm
Zweite Lesung
Ruf vor dem Evangelium
Evangelium
Homilie (Predigt)
Glaubensbekenntnis
Fürbitten |
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Eucharistiefeier („Eucharistische Liturgie“) |
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Gabenbereitung
Bereitung des Altares
Gabenprozession
Gabengebet
Eucharistisches Hochgebet, darin
Präfation mit Sanctus
Anamnese mit Einsetzungsbericht, Wandlung und Akklamation
Epiklese und Doxologie
Kommunion
Gebet des Herrn (Vaterunser)
Friedensgruß
Brechung des Brotes mit Agnus Dei
Kommunionspendung
Stille und Dankgesang
Schlussgebet |
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Abschluss |
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ggf. Mitteilungen
Segen
Entlassungsruf
Auszug |
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Zumeist singt die Gemeinde zur Eröffnung ein Lied (Introitus). Nach dem
Bußritus, der durch das sonntägliche Taufgedächtnis ersetzt werden kann,
werden das Kyrie und das Gloria (letzteres sonntags und an Festen) gesungen
oder gesprochen. Nach dem Tagesgebet, mit dem die Eröffnung abschließt,
folgen die Lesungen aus dem Alten und dem Neuen Testament, an Sonntagen und
Festen drei, an Werktagen zwei. Die letzte dieser Lesungen ist immer einem
der vier Evangelien entnommen. Auf die erste Lesung folgt der Antwortpsalm,
an manchen Hochfesten zusätzlich die Sequenz. |
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Gedenkmesse zum 21. Jahrestag der
Unabhängigkeitserklärung der Österreichischen
Regierung in der Kapelle des Bundeskanzleramts.
das Bild zeigt im Vordergrund zelebrierenden Priester mit Ministrant,
in der ersten Bankreihe Piffl-Percevic, Bock, Klaus mit Gattin?, Schmitz;
1966.
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ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung |
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Dem Evangelium geht das Halleluja, ein anderer Christus-Ruf oder ein Tractus
voraus. Zumindest an Sonntagen und Festtagen gibt es nach dem Evangelium
eine Predigt (Homilie). Ihr schließen sich an Sonntagen und Festen das
Glaubensbekenntnis (Credo) und immer die Fürbitten (sog. „allgemeines
Gebet“) an. Nach diesem Wortgottesdienst folgt die Eucharistiefeier. Bei der
Gabenbereitung werden der Altar bereitet und Hostienschale (Patene), Kelch,
Brot, Wein und Wasser zum Altar gebracht, was meist von Gesang, dem
Offertorium, begleitet und durch das Gabengebet des Priesters abgeschlossen
wird. Darauf folgt das Eucharistische Hochgebet mit der Präfation, das der
Priester im Namen der Kirche vorträgt. Die Gemeinde bekräftigt die
priesterlichen Gebete durch Akklamationen: das Sanctus nach der Präfation
und „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und Deine Auferstehung preisen wir,
bis Du kommst in Herrlichkeit“ nach der Wandlung und das abschließende
„Amen“ (mancherorts dreimal gesungen). |
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Kardinal Mindszenty zelebriert an seinem
80. Geburtstag eine Messe in seinem
Quartier in der Boltzmanngasse, Mindszenty hält einen Kelch und liest in
einem
Messbuch, neben ihm ein anderer Geistlicher; 1980.
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Mit dem Eucharistischen Hochgebet erfolgt durch den Heiligen Geist die
Verwandlung von Brot und Wein zu Leib und Blut Christi (Transsubstantiation).
Die folgende Kommunion wird näherhin vorbereitet durch das Vaterunser, den
Friedensgruß und das Brechen des Brotes mit begleitendem Agnus Dei. Während
oder nach der Kommunionspendung singt man einen Begleit- oder Dankgesang (Communio).
Kelche und Patenen werden nach der Kommunion oder nach der Messfeier am
Altar oder an der Kredenz purifiziert. Die Eucharistiefeier schließt mit
einem Dankgebet (Postcommunio, Schlussgebet). Abgeschlossen wird die heilige
Messe mit dem Segen und der liturgischen Entlassung (Ite missa est, „Gehet
hin in Frieden“). Zum Auszug des Priesters und seiner Assistenz wird häufig
ein Schlusslied gesungen. |
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Entwicklung der hl. Messe |
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Der Überlieferung nach befolgten die Jünger schon kurz nach dem Tod und der
Auferstehung Jesu die Anweisung Jesu, der nach biblischem Zeugnis bei seinem
letzten Mahl seinen Jüngern gesagt hat: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (1
Kor 11,24.25 EU). In der apostolischen und nachapostolischen Zeit war die
normale Form der Gemeindeeucharistie die Hausmesse, an der ein kleiner Kreis
von Gläubigen teilnahm; mehrere Hausgemeinden bildeten als konstitutiven
Kern die Ortsgemeinde. Von einer einheitlichen Form der Gottesdienste kann
noch nicht gesprochen werden.[4] Zunächst wurden nach einem Sättigungsmahl,
dem Vorbild Jesu entsprechend, die Segensworte über Brot und Wein
gesprochen. Allmählich wurden diese vom Mahl getrennt – welches sich als
Agape verselbständigte – und mit dem sonntäglichen Gebetsgottesdienst am
Morgen vereinigt. |
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Kirchenbesucher beim Gottesdienst.
Festgottesdienst der Modeschule Herbststraße; 1960.
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Diese Verbindung von Wortgottesdienst und Eucharistiefeier begegnet erstmals
ausführlich bei Justin dem Märtyrer († 165), der einen christlichen
Gottesdienst mit Leseordnung, Predigt, Fürbittengebet, Friedenskuss und
Mahlfeier beschreibt. Die Traditio Apostolica, häufig Hippolyt von Rom (†
235) zugeschrieben, schildert ebenfalls eine frühe Gestalt der heiligen
Messe. Insgesamt sind die Entwicklungslinien in den ersten Jahrhunderten
jedoch weitgehend unklar. Ab dem 2. Jahrhundert bildete sich die vom Bischof
geleitete Gemeindeeucharistie als Idealform heraus; daneben bestanden
weiterhin verschiedene Formen von Presbyter-, Haus- und Gruppenmessen. In
großen Städten entwickelten sich von Presbytern geleitete Teilgemeinden der
bischöflichen Ortskirche, weil es keinen genügend großen Versammlungsraum
für alle gab - in Rom zu Beginn des 4. Jahrhunderts über 40; auf dem Land
war die Entfernung ausschlaggebend für die Bildung von Presbytergemeinden.
Der Ritus orientierte sich jedoch offenbar an der bischöflichen Feier des
regionalen Hauptortes, und man verstand die verschiedenen Einzelfeiern
zumindest als ideelle Einheit der Eucharistiefeier mit dem Ortsbischof.
Abgesehen von allerfrühesten judenchristlichen Gemeinden in Jerusalem und
Judää war die Gottesdienstsprache im Mittelmeerraum bis ins 4. Jahrhundert
hinein überwiegend griechisch als alltägliche Umgangssprache; auch gebildete
Römer bevorzugten das Koine-Griechische. Im Zuge der Akzentuierung
verschiedener Patriarchate entstanden unterschiedliche Gottesdienstformen. |
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Die heilige Ludmilla und ihr Enkel, der
heilige Wenzel, beim Gottesdienst.
.Die Lithografie wurde für das Werk "Christi. Kunststreben in der
österreichischen
Monarchie", Prag 1839, angefertigt. Lithografie von Michael Stohl
nach einem Gemälde von Franz Kadlik aus dem Jahre 1837.
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Seit dem 2. Jahrhundert entwickelte sich im Westen allmählich eine
lateinische volkssprachliche Liturgie, beginnend in der Katechese, bei
Bibelübersetzungen und im Wortgottesdienst und auch hier in differenzierten
Formen und in der Spannung zwischen Gemeinsamkeit und lokaler Eigenform
(siehe Riten); zu derselben Zeit wurde auch der Opfercharakter der heiligen
Messe stärker betont. Papst Innozenz I. bemühte sich Anfang des 5.
Jahrhunderts um eine größere Vereinheitlichung der Liturgie; so war es bis
in diese Zeit üblich, in der Messfeier selbstformulierte Gebete zu sprechen.
Die unter Chlodwig I. nach Gallien eingedrungenen Franken nahmen um 500 den
christlichen Glauben an und feierten die Liturgie in der dort praktizierten
„gallikanischen“ Form. Die Seelsorge im Frankenreich erfolgte durch
Wandermönche aus dem keltischen Irland und aus Schottland, später auch durch
Angelsachsen, was Einflüsse aus diesen Traditionen zur Folge hatte. Durch
Pilger zu den Apostelgräbern in Rom wurden Elemente der gefestigten
stadtrömischen Liturgie eingebracht und führten zu einer „Mischliturgie“,
die dann von den fränkischen Königen, besonders auch Karl dem Großen, im
Zuge ihrer politischen Orientierung auf Rom hin zur „Einheitsliturgie“ eines
Heiligen römischen Reiches deutscher Nation verfestigt wurde. Die römische
Liturgie wurde im Frankenreich nicht nur übernommen, sondern auch
weiterentwickelt. Es blieb jedoch beim Latein als Liturgiesprache, weil
zunächst die Stammesdialekte noch nicht als „literaturfähig“ galten und
später das Lateinische, auch wenn nun unverständlich, als dem Mysterium
jenseits menschlicher Verfügbarkeit besonders angemessen erschien. Der
fränkischen Mentalität entsprach eine Vorliebe für feierliche Hymnik und
„dramatischere“ Formen der Liturgie wie Prozessionen. Diese
fränkisch-deutschen Elemente flossen im 9. bis 11. Jahrhundert wieder in die
römische Liturgie ein, wobei die Benediktinermönche der burgundischen Abtei
Cluny eine besondere Rolle spielten. |
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Heilige Messe an Bord.
Weltreise von Erzherzog Franz Ferdinand auf der SMS Kaiserin Elisabeth;
1893.
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Im Mittelalter wurde die Liturgie in den Abteien, Stiften und an den
Kathedralen zu einem ausgefalteten Klerusgottesdienst. Das Volk geriet in
eine Zuschauerrolle, aus Mitfeiernden wurden „Beiwohner“, die „geistlich“
kommunizierten, aber nur noch selten sakramental. In der Architektur der
Kirchen entstand der Lettner, der die Bereiche von Klerus und Volk trennte.
Vor dem Lettner befand sich der Volksaltar, vielfach „Kreuzaltar“ genannt,
für den Gottesdienst für das Volk, der im Laufe der Zeit von eigenen
Leutpriestern gefeiert wurde. Die Volksfrömmigkeit entwickelte sich von der
Liturgie weg zu allegorischen und mystisch-erbaulichen Formen mit
ausgeprägter Reliquienverehrung, Prozessionen und Wallfahrten. Die
eucharistischen Gaben von Brot und Wein wurden mehr angebetet als genossen.
Aus dem verbreiteten „Schauverlangen “ des Volkes entstanden die Elevation
der gewandelten Gaben während des Hochgebetes und Formen der
Eucharistiefrömmigkeit außerhalb der Messfeier, etwa die eucharistische
Anbetung und die Fronleichnamsprozession. In den Klöstern und Kathedralen
entwickelte sich gleichzeitig die Gepflogenheit der Privatmessen.
Liturgischer Wildwuchs und Einseitigkeiten in der Volksfrömmigkeit, die im
15. Jahrhundert dann auch von den Reformatoren kritisiert wurden, führte zu
einer Liturgiereform, die das Konzil von Trient (1545–1563) in seiner
letzten Sitzung durch Einrichtung einer Kongregation zur Reform der
liturgischen Bücher veranlasste; die Kommission wurde 1588 zur
Ritenkongregation und bestand als vatikanische Behörde bis 1969. Die
Kommission sammelte die vorhandenen liturgischen Elemente unter dem
Vorzeichen einer Rückkehr zum Älteren – ad pristinam orandi regulam – und
verstand darunter den Zustand bis zur Zeit Papst Gregors VII. im späten 11.
Jahrhundert. Im neuen Missale Romanum Papst Pius' V. von 1570 wurden die
Riten stilistisch durchgeformt, vereinfacht und im Wortlaut festgelegt; nur
Riten, die schon mehr als 200 Jahre bestanden, blieben daneben erlaubt. Das
Missale von 1570 und die dadurch festgeschriebene Tridentinische Messe
blieben im Wesentlichen bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil in Geltung. |
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Leopold Figl bei einem Gottesdienst in
der Ortskirche im Tullnerfeld; 1952.
United States Information Service (USIS)
©
ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung |
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Im 20. Jahrhundert schien die Zeit reif für eine Überformung und
theologische Vertiefung der Liturgie. Es entstanden eine verstärkte
liturgiegeschichtliche Forschung und eine Liturgische Bewegung, die von
mehreren Benediktinerabteien und Stiften in Frankreich, Deutschland und
Österreich ausging und etwa von der katholischen Jugendbewegung aufgegriffen
wurde. Papst Pius X. förderte in seinen Kommuniondekreten den häufigeren
Empfang der heiligen Kommunion und die tätige Teilnahme der Gläubigen an der
Liturgie. Die Rolle des ganzen Gottesvolkes der Kirche, des „mystischen
Leibes Christi“, betonte Papst Pius XII. in seinen Enzykliken Mystici
corporis (1943) und Mediator Dei (1947). Das Zweite Vatikanische Konzil
griff diese Bestrebungen in seiner Konstitution Sacrosanctum Concilium
(verabschiedet am 4. Dezember 1963) auf. Papst Paul VI. autorisierte
daraufhin 1969 ein völlig überarbeitetes Messbuch, das 1970 als Missale
Romanum ex decreto Sacrosancti Oecumenici Concilii Vaticani II instauratum
auctoritate Pauli PP. VI promulgatum. Editio typica. Typis Polyglottis
Vaticanis 1970 erschien und seitdem Grundlage für die Feier der ordentlichen
Form der heiligen Messe in der römisch-katholischen Kirche ist. |
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www.erzabtei-beuron.de/schott |
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