Die Christianisierung Osteuropas geschah im Wesentlichen von Konstantinopel
aus. Vom siebten bis neunten Jahrhundert wurden die Serben missioniert.
Im neunten Jahrhundert übersetzten die aus Saloniki stammenden Brüder Kyrill
und Method von Saloniki Teile des Neuen Testaments und der Liturgie ins
Slawische und schrieben sie in der von Kyrill entwickelten glagolitischen
Schrift nieder. Sie missionierten im Auftrag von Photius I. in Böhmen und
Mähren, wo sie in Streitigkeiten zwischen der Westkirche und der Ostkirche
verwickelt wurden. Mähren bekannte sich zum Christentum, wurde aber nach dem
Einfall der Ungarn wieder mehrheitlich heidnisch.
Die Übersetzungen von Kyrill und Method spielten eine wesentliche Rolle bei
der Verbreitung des Christentums in Bulgarien und nach 950 auch in Russland.
864 wurde Boris, der Khagan der Bulgaren getauft, was bald zu einer
Massenbekehrung führte. Bulgarien war das erste Land, das offiziell eine
slawische Liturgie einführte. Und dem Boris' Sohn Simeon wurde das Land
vollständig christianisiert. 917 erklärte sich die Bulgarische Kirche als
autokephal unabhängig und wurde ein eigenes Patriarchat. Die Kirche war in
der Lehre orthodox, in der Verwaltung aber unabhängig – die erste von
mehreren slawischen Kirchen, die nach diesem Muster selbständig wurden.
Photius I. sandte im neunten Jahrhundert auch die ersten Missionare nach
Russland. In der Mitte des zehnten Jahrhunderts gab es in der Hauptstadt
Kiew eine christliche Kirche und die Großfürstin Olga von Kiew ließ sich
taufen. Erst unter ihrem Enkel Wladimir I. (960 - 1015) kam es zu einer
Massenbekehrung von Kiew und der Umgebung. 991 wurde die Bevölkerung von
Nowgorod getauft. Beim Tod Wladimirs 1015 gab es drei Bistümer in Russland.
Im zwölften Jahrhundert breitete sich das Christentum entlang der oberen
Wolga aus. Die Mission geschah in erster Linie durch Mönche und es wurden
zahlreiche Klöster gegründet.
Die Böhmen wurden in erster Linie von Deutschland her missioniert. Im 10.
Jahrhundert war Wenzel von Böhmen ein christlicher Herrscher, der von seinem
heidnischen Bruder Boleslav I. ermordet wurde. Dessen Sohn, Boleslav II.
förderte allerdings wieder aktiv das Christentum, gründete Klöster und baute
Kirchen, und vervollständigte die nominelle Christianisierung von Böhmen.
Um einer möglichen Zwangsbekehrung der Länder Polens durch das Hl. Römische
Reich Deutscher Nation zu entgehen, entschloss sich der Polanenfürst Mieszko
I. im Jahr 966 durch seine Heirat mit Dubrawka, einer Tochter des
Přemysliden Boleslav I., das Christentum von den Böhmen (Tschechen)
anzunehmen.
Die Christianisierung Ungarns erfolgte im späten 10. und frühen 11.
Jahrhundert und wurde hauptsächlich durch das Königshaus erreicht,
insbesondere durch Stephan I.
Die Völker des Baltikums, die Prußen, Wenden, Letten und andere baltischen
Stämme, sowie die Esten wurden erst im 10. bis 13. Jahrhundert im Zuge der
deutschen Ostsiedlung zwangschristianisiert, wobei das Großfürstentum
Litauen nicht erobert werden konnte und sich erst Ende des 14. Jahrhunderts
zum Christentum bekehrte. |